Thalman
Unterplatten, Ritten
Wo der Löwe wohnt.
Etwas unterhalb des schmalen Sträßchens von Bozen hinauf nach Ritten liegt auf etwa 600 Meter Höhe der Thalman-Hof von Gottfried Lun. Weinlagen sind hier bis ins Mittelalter (ca. 1300) belegt, denn auf dem kleinen Plateau hoch über der Eisack wachsen in einer mikroklimatisch günstigen Lage die Reben für ganz besondere Weine. Gottfried Lun, dessen Vorfahren das Hofgut 1893 übernahmen, steht mit einem gewissen Stolz im Gesicht vor seinem Haus mit einer gigantischen Aussicht auf den Rosengarten. Hinter ihm prangt das Hofwappen über der Tür, ein aufrecht stehender Löwe, in den Vorderpfoten hält er eine weiße Weintraube.
Der Pino Nero liebt den Verwitterungsboden.
Die Kraft eines Löwen brauchte auch Gottfried Lun vor vielen Jahren, als sein Vater überraschend starb. Da war er gerade 8 Jahre alt, und von einem auf den anderen Tag stand er mit seiner Mutter alleine da. Mit Hilfe von Verwandten wurde der Hof weiter bewirtschaftet, bis der junge Gottfried die Mittelschule beendet hatte und nun den Hof „stemmen“ konnte. Heute kann er mit einer gewissen Genugtuung und in seinem Südtiroler Dialekt sagen: „Es isch immer aufwärts g´angen“. Das gilt ganz besonders für den Anbau seiner Blauburgundertrauben. Der Pinot Nero gedeiht seit rund 30 Jahren auf dem Thalman-Hof, weil die Reben den tiefgründigen Verwitterungsboden lieben, der hier etwas schwerer ist, als anderswo. Lun glaubt, dass sich sogar der Lagrein eines Tages bis auf seine Höhe durchsetzen könnte.
Zum ersten Mal von Frauen "regiert".
Wenn er über seine Weinberge blickt, die blaue Schürze über dem Hemd und in dunklen Cordhosen, sieht man in seinem markant geschnittenen Gesicht die Lachfältchen um die Augen. Ans Aufhören denkt der 67-Jährige noch lange nicht, aber ans Weitermachen. Er träumt davon, dass eines Tages seine Töchter den Hof übernehmen – dann wäre der Thalman zum ersten Mal in seiner Geschichte von Frauen „regiert“. Der Löwe im Wappen wird auch ihnen helfen, da ist sich Gottfried Lun ganz sicher.